Alarm im Darm

Wenn der Darm im Dauerstress ist

 Dr. med. Thomas Rau, Juni 2024


Vor einiger Zeit hat unsere Academy und Marketing-Direktorin in Google recherchiert, was (ausser Covid) das häufigste gesuchte Thema sei. Zu meinem grossen Erstaunen war es „Reizdarm“! 
 
Zwischen 15% und 20% der Menschen leiden an Verdauungsproblemen, Frauen sind davon etwas häufiger betroffen als Männer. Genetische Prädispositionen, Stress, die Art der Ernährung sowie Umwelteinflüsse gelten als Auslöser oder verschlimmern die Symptomatik.

Immer wieder wird auch behauptet, hinter diesen „unklaren Darmstörungen“ würden vor allem psychische Probleme liegen! Wenn ich aber unsere Patienten anschaue, so hat der Reizdarm seine Ursachen eben in Ursachen, welche mit den üblichen schulmedizinischen Untersuchungen (Spiegelungen, Labor des Blutes, Röntgen) nicht gefunden werden können und darum als „psychovegetativ“ interpretiert werden. 
 
Das Reizdarmsyndrom mit seinen typischen Beschwerden weist meist auf eine Störung der Darmflora - heute „Endobiom“ genannt - hin, welche sich lokal, aber über das Vagus-Nervensystem auch in der Darm-Hirn-Achse ausdrückt.
Entzündungen in der Darmwand und eine Peristaltik, die nicht mehr im Gleichgewicht ist, sind die häufigen Folgen dieser gestörten Darmflora.
Nur Stuhltestungen und ganz spezifische, neue Labortestungen (wie wir sie im Sonnenberg durchführen) sowie die im Sonnenberg durchgeführte Testung des autonomen Nervensystems (VNS) können das Problem aufzeigen.
Magen- und Darmspiegelungen bringen gar nichts, ebenso wenig MRIs oder Röntgen.

                                            Folgen einer geschädigten Darmflora

Eine weitere Folge, oder auch Ursache ist das sehr häufige Problem des „durchlässigen Darmes“ (aus dem Englischen übernommen: „das Leaky-Gut-Syndrom“), bei welchem die Dünndarmschleimhaut durch Konservierungsmittel, hohen Zuckergebrauch und Süssgetränke, aber auch Antibiotica und andere Medikamente geschädigt und durchlässiger ist. Die Speisen werden dann nicht mehr ganz hinunterverdaut und geraten als antigene Moleküle in den Lymph- und Blutkreislauf. Die Folge ist eine Überreaktion des Darm-Immunsystems, was zu Allergien führen kann.
Das Leaky Gut Syndrom kann im Blut, (Zonulin, Lymphocytentypisierung, Immunglobuline) und in der speziellen Stuhltestung, aber auch in der Dunkelfeldmikroskopie des Vitalblutes erkannt werden.

Welche Beschwerden zeigen sich?

 

Symptome wie Bauchschmerzen, Völlegefühl und Blähungen beeinträchtigen das Wohlgefühl der Betroffenen. Vor allem die Hauptsymptome Bauchschmerzen und Krämpfe im mittleren Bauchbereich wirken sich im Alltag belastend aus.
Die sich veränderten Stuhlgewohnheiten von Durchfall bis Verstopfung sowie die Veränderung in der Beschaffenheit, Häufigkeit und Form des Stuhlganges sind typisch für Menschen mit einem Reizdarmsyndrom. Ferner ist auch typisch, dass gewisse Speisen nicht ertragen werden. 
Welche Ursachen sind bekannt?

Die Darm-Hirn-Achse:  Das enterische Nervensystem (ENS) durchzieht den Magen-Darmtrakt mit über 100 Millionen Nervenzellen. ENS und Gehirn tauschen permanent Informationen aus. Der Vagusnerv ist so zu sagen die Standleitung und bewirkt die Regulation von Verdauung, Atmung und Herzfrequenz. Seine Ausschüttung des Neurotransmitters Acetylcholin wirkt beruhigend auf Verdauung und Herz.
Am gesamten Informationsaustausch sind weitere unzählige Botenstoffe wie z.B die Neurotransmitter Serotonin und Dopamin oder die Peptide Cholezystokinin und Ghrelin beteiligt. Dieser Austausch über die Blutbahnen ist ebenso mit bedeutend bei der Regulierung der Stimmung und zeigt zusammen mit der Funktion des Vagusnerves, wie tief die Wechselwirkung zwischen physischer und psychischer Gesundheit ist.
 
Das Mikrobiom = die Darmflora:  Durch die moderne, zu Tiereiweiss reiche und Zucker reiche Ernährung werden die Darmbakterien verändert, v.a. diejenigen, welche normalerweise einen dichten Schutzfilm innen im Darm bilden und in die Verdauung mit einbezogen werden. Auch die häufige Antibiotica-Abgabe fördert die Zerstörung der Darmflora.
Bei jedem Reizdarmpatient muss daher die Darmflora und die Integrität der Dünndarmschleimhaut geprüft werden und meist ist ein länger andauernder Aufbau nötig. (Dafür verwenden wir die sehr wirksamen Produkte EM-ferment und NEURO-sana aus unserem Sortiment).
 
Die Glycocalyx: Diese hauchdünne Membran ist innen entlang des ganzen Darmes, v.a. im Dünndarm, und bildet sozusagen eine „Versiegelung“, mit einer winzigen Porengrösse von ca. 7-12 Angström. Diese winzigen Poren ermöglichen nur den wirklich ganz hinunterverdauten Molekülen in den Körper zu gelangen.
Extrem viele Menschen haben eben diese Membran nicht mehr und der Dünndarm ist innen nicht mehr dicht genug. Bakterien und antigene Stoffe und Toxine können aufgenommen werden, welche im Körper drin sehr stören. „Stille“ Entzündungen, Krämpfe, toxische Belastungen und pychovegetative Symptome sind die Folge. Wir haben gezielte Test`s für die Intaktheit der Glycocalyx und auch die toxischen und inflammatorischen Belastungen.
 
Psychische Faktoren: anhaltender oder akuter Stress oder Traumata, Depressionen oder Angststörungen können das Reizdarmsyndrom auslösen und zu Dysbalancen in der Darm-Hirn-Achse führen. Jedoch gilt auch hier: Psyche und Physis befinden sich in untrennbarer Wechselwirkung. Und ich muss ganz klar sagen: bei konsequenter Therapie der oben genannten Faktoren werden auch psychische Belastungen massiv besser ertragen. Es ist daher nicht richtig, all‘ den vielen Reizdarm-Patienten einfach zu unterstellen, „es sei alles nur psychisch“! 
Die biologische Medizin bei der Behandlung des ReizdarmsyndromDie Besiedelung des Menschen bzw. Darmes mit einer Vielzahl an Mikroorganismen, die eine Beruhigung und Wiederherstellung des Darmgleichgewichtes ermöglichen, erfordert eine Ernährungsumstellung. Der Dünndarm wird durch die Umstellung auf eine hypoallergene, basische Ernährung heilend aufgebaut, da ihm dadurch auch Polysacharid-und Phospholipidmoleküle zugeführt werden, welche der Dünndarm für den Aufbau der Glycocalix benötigt. Eine effektive Besiedelung mit Mikroorganismen erreichen wir z.B. mit Dr. Rau`s EM ferment. Weiter erweist sich gerade bei chronischen Dysbalancen eine weitere Unterstützung mit Neuro sana als effektiv..
 
Reizdarm-Patienten erfahren daher meistens innert weniger Wochen eine massive Verbesserung der Beschwerden – den Darm „wieder aufzubauen“ dauert halt einige Wochen bis 3-6 Monate, ist aber fast immer möglich, sogar beim Vorhandensein von deutlicher „Silent Inflammation“.